Manfred Weinland

Flucht in die Provence

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So war es geplant: In den Osterferien wollten wir der „deutschen Kälte“ Richtung Südfrankreich entfliehen. Gesagt, getan. Wir starteten am Sonntag, dem 25. März mit unserem schon etwas betagten Camper, der leider schon auf den ersten Kilometern auf französischer Seite Auflösungserscheinungen zeigte – dergestalt, dass während brausender Fahrt (immerhin jagen wir mit durchschnittlichen hundert Stundenkilometern durch die Lande) plötzlich ein Ruck durch das Fahrzeug ging und Sekunden später hinter uns ein anderer Verkehrsteilnehmer wild zu hupen begann. Nichts Gutes ahnend fuhren wir rechts ran, und ein SUV mit Luxemburger Kennzeichen hielt unmittelbar hinter uns. Dem war – ich kann es immer noch nicht fassen – die Dachhaube des kleinen Fensters über dem Alkoven entgegen geflogen und auf seinem Wagendach, knapp über der Windschutzscheibe, gelandet. Glück im Unglück: Ihm und den anderen Insassen war nichts passiert. Erfreulich außerdem, dass der Luxemburger unglaublich ruhig und gefasst war, obwohl ihm der Schreck in die Glieder gefahren sein musste und er allen Grund gehabt hätte, aufgebracht zu sein. Das hätte ins Auge gehen können und die Verantwortung lag ganz allein bei uns. Wobei: Nie hätten wir gedacht, dass der Kunststoff des kleinen Oberlichts dermaßen brüchig sein könnte, wie wir es, nachdem die Versicherungsdaten ausgetauscht waren, auf dem nächsten Parkplatz feststellen mussten. Während ich kurz davor war, die Ferien abzubrechen und wieder heimwärts zu tuckern – immerhin hatten wir jetzt ein Loch im Dach – wurde meine Frau, nicht zum ersten Mal, zur Meisterin der Improvisation. Eine zurechtgeschnittene Aldi-Einkaufstasche (keine simple Plastik-, sondern eine dieser starken Gewebetaschen) und viel Klebeband dichteten das Malheur so nachhaltig ab, dass wir bis zum Ende des Urlaubs diesbezüglich keine Probleme mehr hatten.

Eine fast noch größere Katastrophe als dieser Zwischenfall war es, als wir feststellen mussten, dass unsere Solaranlage, respektive der Stromwandler, den Winter nicht so gut überstanden hatte, wie wir es blauäugig erwartet hatten. Normalerweise speisen wir damit problemlos unsere Senseo-Maschine. Aber Pustekuchen. Für uns als Laien war nicht feststellbar, wo der Defekt lag. Und so mussten wir, anders als sonst, so gut wie überall externen Strom dazu buchen, wenn wir kaffeetechnisch nicht völlig auf dem Trockenen bleiben wollten. Zeitweise begnügten wir uns mit löslichem Kaffee oder aufgebrühtem French Coffee, aber für uns geht nun mal nichts über das Käffchen aus der Pad-Maschine.Dessen ungeachtet führte uns unsere erste Etappe bis nach Beaune, ein Städtchen, so bezaubernd, dass wir dort auch auf unserer Rückfahrt noch mal einen Zwischenstopp einlegten.

Von Beaune ging’s dann durch den Grand Canyon von Verdon, die spektakulärste aller französischen Schluchten. Die Panoramastraße verlangte von Wohnmobilfahrern schon Nerven wie Drahtseile. Rechter Hand ging’s oft genug ohne jede Absicherung und bei engster Fahrbahn fast senkrecht in die Abgründe… Aber insgesamt war es schon ein grandioses und empfehlenswertes Erlebnis. Ich mag mir nur nicht vorstellen, wie es auf den Passstraßen in der Hochsaison zugeht.Da wir ja uns nach der Gebirgskälte mehr denn je nach Sonne und Wärme sehnten, fuhren wir bis zu dem wunderschönen Bergdorf Moustiers-Sainte-Marie, nahe des Stausees Lac de Sainte-Croix, wo wir für alle Strapazen entschädigt wurden. Erstens war uns in den folgenden Tagen das Wetter mehr als gewogen, zweitens fanden wir einen fast familiären kleinen Campingplatz am Fuße des 693-Einwohner-Dörfchens, und drittens gab es jede Menge toller Wanderwege und Sehenswürdigkeiten, die eine tolle Stimmung und Laune zauberten.

Von Moustiers-Sainte-Marie aus erreichten wir schließlich die Gegend um Nizza, wo wir mehrere Tage im Yachthafen verweilten, unmittelbar am Strand, und als hier Regen aufzog, ging es weiter bis in die Nähe von Saint Tropez, nach Port Grimaud, wo wir ebenfalls herrliche Tage verbrachten. Eingeschlossen des Besuches einer Freundin meiner Frau, die dort ganz in der Nähe lebt.Die Tage bis zur Heimkehr vergingen danach wie im Flug. Am Wochenende unserer Ankunft zu Hause erbarmte sich Petrus aber auch für Deutschlands Südwesten, so dass die „Eingewöhnung“ nicht ganz so schwer fiel.

Wie eigentlich immer bescherte uns auch diese Fahrt jede Menge Erlebnisse und Erinnerungen, die wir nicht missen möchten. Der nächste Trip ist schon geplant. Er wird uns wohl ins nahe gelegene Luxemburg führen, genauer: ins Mullerthal, das man von uns aus in wenigen Stunden Fahrtzeit erreicht und bei schönem Wetter eine landschaftlich reizvolle Umgebung erwandern kann.

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